"Meine Schwiegertochter jammert jeden Tag am Telefon und beklagt sich über meinen Sohn."
"Mein Sohn und meine Schwiegertochter haben zwei Kinder, eines ist stark behindert. Er arbeitet Vollzeit in einem anspruchsvollen Job und widmet sich abends der Familie. Sie bewältigt ihre Aufgabe als Mutter und Hausfrau mit viel Einsatz. Die ganze Familie ist gefordert und gibt ihr Bestes. Es gibt nur ein Problem: Meine Schwiegertochter jammert jeden Tag am Telefon. Ich lobe sie oft und würdige ihre Arbeit und ihren Durchhaltewillen. Braucht sie Hilfe, stelle ich mich zur Verfügung. Am Telefon erklärt sie mir, dass alles an ihr hänge und mein Sohn mal wieder zu faul sei. Das tut mir weh, aber ich versuche sie zu beruhigen und ihr Tipps zu geben. Vor einiger Zeit bin doch einmal laut geworden und ihr bei so einem Telefonat über den Mund gefahren. Der Kontakt brach dann ab und hat sich erst langsam wieder etabliert. Die täglichen Telefonate haben nun aber wieder angefangen. Wie soll ich mich verhalten?" Iris, 67
Ihre Schwiegertochter scheint unbestritten eine tüchtige Person zu sein. Und vermutlich fühlt sie sich auch überfordert mit dem behinderten Kind und der ganzen Verantwortung. Das ist nachvollziehbar. Wenn da nur nicht dieses ständige Jammern über Ihren Sohn wäre! Bisher haben Sie die Schwiegertochter gewürdigt und ihr die Anerkennung gegeben, um die sie so sehr ringt. Sie sind sachlich und höflich geblieben. Aber mit dauernden Klagen und Schimpfen über Ihren Sohn wird niemandem gedient. Er gibt doch ebenfalls sein Bestes für die Familie. Sie nerven sich zu Recht und Ihre Schwiegertochter fühlt sich in ihrer Opferrolle bestärkt. Gut, dass Sie einmal deutlich geworden sind. Wenn sie sich also das nächste Mal über den Sohn beklagt, könnten Sie die Frau mit der Bemerkung stoppen, dass sie ihre Anliegen doch direkt mit den Sohn ansprechen soll. Sie sind die falsche Person für dieses Thema. Halten Sie sich in dieser Ehethematik raus. ‚Freundliche Distanz‘ heisst hier das Motto. Gehen Sie inhaltlich nicht mehr so stark auf sie ein, sondern bleiben Sie oberflächlich oder wechseln Sie das Thema, wenn es Ihnen zu bunt wird.
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©Text: Christine Hefti, Foto: Wix
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